Der EOA-Kongress im Kontext globaler Herausforderungen
In Vilnius diskutierten Delegierte aus Europa über eine nachhaltige Entwicklung der Olympischen Bewegung
Katrin Wallmann (l.) von der EOA während des Kongresses in Vilnius. © EOA/Renatas Mizeras |
Vom 8. bis 11. November 2023 fand der diesjährige Kongress der Europäischen Olympischen Akademien (EOA) unter dem Motto „The Olympic Movement in a Changing World“ in Vilnius statt. Die globalen Unsicherheiten, denen sich der internationale Sport ausgesetzt sieht, spiegelten sich in ausführlichen Debatten über Menschenrechte, die Autonomie des Sports und Safeguarding wider. Außerdem wurden erstmals die EOA Flame Awards und Medal of Merit vergeben, die Satzung modifiziert und vier neue Mitglieder bestätigt.
Frieden, Krieg und Menschenrechte: Die Verantwortung des Olympismus
Am Mittwoch, 8. November, eröffneten Prof. Dr. Asta Sarkauskiene, Präsidentin der Litauischen Olympischen Akademie und Gastgeberin des Kongresses, sowie EOA-Präsident Prof. Dr. Manfred Lämmer, der auch Mitglied im Vorstand der Deutschen Olympischen Akademie (DOA) ist, die Veranstaltung.
Die erste Sitzung zum Thema „Peace, War and Human Rights: The Responsibility of the Olympic Movement“ eröffnete Tomasz Frankowski, Koordinator des Ausschusses für Kultur und Bildung des Europäischen Parlaments. In seiner Videobotschaft hob er die moralische Verpflichtung der Olympischen Bewegung hervor, die Werte des europäischen Sportmodells zu schützen. Zu den weiteren Vortragenden gehörte mit Sylvia Schenk auch ein ehemaliges DOA-Vorstandsmitglied. Sie erläuterte die Bedeutung der Menschenrechte im Olympismus und konstatierte, dass die Olympische Bewegung in der heutigen Zeit ihre politische Neutralität überdenken müsse.
Am Abend fand bei einem Galadinner im Palast der Großherzöge von Litauen eine Premiere statt: Bei der ersten Preisverleihung in der Geschichte der EOA wurde Ales Solar, der ehemalige EOA-Schatzmeister aus Slowenien, für seine Verdienste bei der Gründung des Dachverbands mit der Medal of Merit geehrt. Die EOA Flame Awards erhielten die Ukrainische Olympische Akademie für das beste olympische Bildungsprojekt und die Tschechische Olympische Akademie für das beste olympische Kulturerbe-Projekt.
Zusammenarbeit der Akademien für eine nachhaltige Entwicklung
Der zweite Konferenztag startete mit der Session „Olympic Movement between Autonomy and Public Intervention“, die Vorträge von Marc Theisen, Vorsitzender der EOC-Rechtskommission und Jean-Michel Brun, Vorsitzender der EOC-Kommission für Kultur und Bildung, umfassten. Brun sprach über die Besonderheiten des europäischen Sports und appellierte an das länder- und organisationsübergreifende Miteinander: „Autonomy is not independence, it is collaboration.“
Weitere Vorträge, die Synergien in der Olympischen Bewegung fokussierten, kamen u. a. von Maria Bogner, Head of The Olympic Studies Centre. Sie betonte die Notwendigkeit, das Olympische Wissen allen zugänglich zu machen. Sönke Schadwinkel, Executive Director der EOA, präsentierte eine Vergleichsanalyse mit ausgewählten Parametern (Activities, Actors, Governance, People, Ressources), um Impulse für die strategische Entwicklung der Nationalen Olympischen Akademien zu liefern.
Der Nachmittag war einem praxisorientierten Austausch gewidmet. In Workshops, u. a. über Projektanträge zu Erasmus+, erhielten die Delegierten Einblicke in einzelne Kampagnen und hatten die Möglichkeit, eigene Ideen zu diskutieren und zu entwickeln.
Schlussfolgerungen der EOA-Generalversammlung
Im Mittelpunkt des dritten Tages stand die General Assembly. Einerseits wurden Änderungen in der Arbeitsweise der EOA-Kommissionen verabschiedet, die in der Satzung modifiziert und konsolidiert wurden. Andererseits bestätigte der Dachverband vier neuer Mitglieder: die Nationalen Olympischen Komitees aus Andorra, Irland, Luxemburg und der Republik Moldau.
Abschließend wurde verkündet, dass der nächste Kongress im Herbst 2024 in Olympia, Griechenland, stattfinden wird.
Direktor Dr. Gerald Fritz, der die DOA in der litauischen Hauptstadt vertrat, blickt auf die zurückliegenden Tage: „Nachdem wir letztes Jahr als Host den EOA-Kongress in Frankfurt ausrichten durften, bin ich umso gespannter nach Vilnius gereist – und war begeistert von der Organisation durch das Litauische Olympische Komitee. Ich möchte mich ausdrücklich bei Prof. Dr. Asta Sarkauskiene für die Gastfreundschaft und bei Prof. Dr. Manfred Lämmer für die wichtige Arbeit der EOA bedanken. Neben dem vielfältigen Kulturprogramm, das uns die Landesgeschichte nähergebracht hat, bleibt insbesondere der intensive Austausch mit den Nationalen Olympischen Akademien in Erinnerung. Ich nehme viel Input für unsere eigene Arbeit mit nach Deutschland – auch für die zukünftige Zusammenarbeit.“