„Fair Play fällt nicht vom Himmel, Fair Play kann man lernen“
130 Gäste erlebten interessante Diskussionen und faire Gewinner. © picture alliance |
Fairness, Respekt, Anstand – diesen Werten kommt im Sport eine besondere Bedeutung zu und sie wurden beim 5. Biebricher Schlossgespräch intensiv diskutiert. Im Fokus der Gesprächsreihe, die die Deutsche Olympische Akademie (DOA) und das Hessische Ministerium des Innern und für Sport organisieren, stand die „Fairness aus Sicht der Aktiven – Rolle und Verantwortung der Athleten/innen in der Olympischen Bewegung“.
Aktuelle Entwicklungen aus der Athletenperspektive
Vor 130 Gästen aus Sport, Politik und Gesellschaft diskutierten Dr. Michael Vesper (Vorstandsvorsitzender des DOSB), Claudia Bokel (Präsidentin des Deutschen Fechter-Bundes), Maximilian Hartung (Vorsitzender der DOSB-Athletenkommission) und Manuela Schmermund (Mitglied der DOSB-Athletenkommission) auf dem Podium kontrovers über Fair Play, den Verlust von Werten, den richtigen Umgang mit Dopingvergehen sowie die Rolle und Möglichkeiten heutiger Athleten im organisierten Sport. Die Athletenvertreter betonten dabei die gestiegene Komplexität der Themen, mit denen sie sich heute neben Leistungssport, Ausbildung und beruflicher Karriere auseinandersetzen und wiederholten ihre Forderung nach einer Professionalisierung und finanzieller Unterstützung ihrer Kommissionsarbeit.
Die zum Einstieg angeführten Werte sind die von Manuela Schmermund, Paralympics-Siegerin im Sportschießen, beispielhaft genannten Eckpfeiler, die jedoch in Zügen der aktuellen sportweltlichen Entwicklung drohten, auf der Strecke zu bleiben. „Anständiges Verhalten kann man nicht verordnen, das muss man lernen – und der Sport bietet ein Feld, in dem man das sehr gut kann“, sieht der DOSB Vorstandsvorsitzende Dr. Michael Vesper im Sport auch weiterhin diesbezüglich gute Voraussetzungen gegeben, wenngleich mehr dafür getan werden müsse, Fälle wie das im Laufe der Diskussion mehrfach angesprochene Dopingnetzwerk Russlands aufzudecken. Dabei sollten nicht nur der Sport, sondern vor allem auch die Athletinnen und Athleten vor den Interessen Dritter geschützt werden, wie der Fechtweltmeister von 2014, Maximilian Hartung, klarstellte. Bei allem sportlichen Ehrgeiz – sei es der eigene oder der einer ganzen Nation – dürfe das Gewinnmotiv nie über dem Gedanken der Gerechtigkeit stehen. „Der Wille zu gewinnen ist bis zu einem Punkt begrenzt, an dem ich auch eine Niederlage akzeptieren können muss.“
Diese Grundeinstellung gehört auch zu den Werten, auf die man sich trotz internationaler Unterschiede der Sportsysteme verständigt habe, wie Claudia Bokel ausführte, die selbst acht Jahre Mitglied der IOC-Athletenkommission war. In der vom Sportjournalisten Dieter Gruschwitz moderierten Diskussion wurde deutlich, dass es diese Einstellung zu bewahren gilt – gerade in Zeiten, in denen man sportpolitisch an einem durch Interessenskonflikte hervorgebrachten Scheideweg stehe. Bokel selbst legte in einem der Gesprächsrunde vorausgegangenen Impulsvortrag dar, dass Fair Play den unter Erfolgsdruck stehenden Athletinnen und Athleten Mut abverlange. Im Sinne der Fairness habe der Sport jedoch das Potenzial, die Welt etwas besser zu machen. „Neben dem Einhalten von Regeln zählen dazu sowohl die großen als auch kleinen Gesten“, so Bokel.
Fair Play Preis: Kleine Gesten und großes Engagement ausgezeichnet
Eben solche Gesten aus dem Jahr 2016 wurden anschließend bei der Verleihung des Fair Play Preises des Deutschen Sports gewürdigt. Werteverlust gefährde den Sport mehr als alles andere, hob der Juryvorsitzende und DOA-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Manfred Lämmer hervor. Gerade deshalb sei faires Verhalten auszuzeichnen. Dazu zitierte er auch den Namensgeber der Deutschen Olympischen Akademie, Willi Daume: „Fair Play fällt nicht vom Himmel, Fair Play kann man lernen.“
Ein Vorbild, von dem man lernen kann, ist der Gewinner in der Kategorie Sport, Niko Kovač, der eine im Sport so wichtige grundlegende Haltung der Fairness verkörpere, so die Jury. Nach dem Sieg der von ihm trainierten Eintracht Frankfurt im Relegationsrückspiel der Bundesliga hatte er den enttäuschten Spielern des 1. FC Nürnberg umgehend Beistand geleistet – für ihn persönlich eine Selbstverständlichkeit. „Wir müssen den Kleinen schon von Geburt an den korrekten Umgang miteinander beibringen, im Sport ist das zu spät“, sagte der Preisträger mit Blick auf gesellschaftliche Tendenzen, die sich im Sport widerspiegeln.
Der Sonderpreis wurde an „Rio bewegt.Uns.“ vergeben. Das 17 Sport-, Jugend- und Erwachsenenverbände umfassende Aktionsbündnis wurde für sein Engagement für bessere Lebensbedingungen, insbesondere für Kinder und Jugendliche, in Rio de Janeiro geehrt. „Uns war die Nachhaltigkeit der Spiele in Rio wichtig“, erklärte Stephan Jentgens, der Sprecher des Aktionsbündnisses, stellvertretend für den Zusammenschluss, der die Menschen vor Ort in den Fokus rücken wollte.
Gestiftet wird der Fair Play Preis des Deutschen Sports vom DOSB und dem Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS).