Infothek

Die Deutsche Olympische Akademie (DOA) möchte mit ihrer Infothek eine Hilfestellung all denjenigen geben, die sich über das Thema Olympische Erziehung und/oder über „Olympia" informieren möchten. Hier werden Literaturhinweise, Weblinks, Videos und zusätzliche Angebote der DOA bereitgestellt. Zudem erscheinen in dieser Rubrik regelmäßig Beiträge zum „olympischen Geschehen" von anerkannten Expertinnen und Experten.

Gute Führung im Sport

Sylvia Schenkvon Sylvia Schenk (Vorstandsmitglied der Deutschen Olympischen Akademie)

Gute Führung auf allen Ebenen des Sports ist für die Europäische Union („EU") eine Grundvoraussetzung für die Autonomie der Sportorganisationen1 und ein zentraler Punkt in ihrem aktuellen Arbeitsplan Sport 2014 – 2017.2 Heißt das also, Sportvereine und -verbände wurden bislang schlecht geführt und brauchen politischen Druck, um Management und Verwaltung auf einen akzeptablen Stand zu bringen?

Dieses Missverständnis kann entstehen, wenn man den englischen Begriff „Good Governance" einfach ins Deutsche übersetzt, statt ihn – wie es die EU trotz der Verpflichtung, die Sprache des jeweiligen Mitgliedslandes zu nutzen, in offiziellen Dokumenten macht – im ursprünglichen Wortlaut zu belassen: Good Governance.

Good Governance ist auf internationaler Ebene längst zu dem Fachwort für eine verantwortliche, risikobasierte Führung geworden. Das heißt nicht, dass bislang alles falsch war, aber aktuelle Herausforderungen, neue Sichtweisen auf vorhandene Problemlagen sowie vor allem gestiegene gesellschaftliche Erwartungen an Integrität und wie man diese sichert, verlangen eine zeitgemäße Führungskultur. Ob in der Politik oder in der Wirtschaft – hier meist „Corporate Governance" genannt: Es hat sich eine Menge getan in den vergangenen zehn Jahren. Unternehmen laden ihre Stakeholder („Interessengruppen" oder „Betroffene" – auch so ein Wort, das auf Englisch griffiger ist) zum Dialog, lassen sich von Nicht-Regierungsorganisationen wie Amnesty International, Greenpeace, Transparency International beraten und veröffentlichen regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte (z.B. Daimler3, Coca-Cola4, aber auch der DFB5).

Wirtschaftliche Verantwortung erstreckt sich nicht mehr nur auf den engen Bereich des eigenen Wirtschaftens, sondern auf Umwelt und Umfeld bis hin zur Frage, woher die Rohstoffe für ein Produkt kommen und was die Näherin eines T-Shirts im Fernen Osten verdient.

Kein Wunder, dass auch im Sport gefragt wird, wie Entscheidungen zustande kommen, welche Rechte die Mitglieder haben oder wie fair und wertvoll sportliche Betätigung tatsächlich ist. Sport ist kein Selbstläufer, nicht per se gut, sondern muss sich legitimieren. Nun heißt das nicht, dass der deutsche Sport sich neu erfinden muss – grundsätzlich ist er bereits gut aufgestellt. Viele Risiken – von Unfallgefahren über Doping bis zu sexuellem Missbrauch – sind erkannt und Maßnahmen zur Abwehr entwickelt. Aber es gibt Defizite, insbesondere fehlt es vielen Vereinen und Verbänden an einer systematischen Risikoanalyse und umfassender Prävention – auch betreffend Reputationsschäden, die sich aus dem Fehlverhalten Einzelner ergeben können.

Deshalb hat der DOSB 2013 die Arbeitsgruppe „Good Governance" eingesetzt, in der unter der Leitung von Finanzdirektor Thomas Arnold, die Führungsakademie, das Bundes-Ministerium des Innern und Transparency International Deutschland ein Konzept für Good Governance entwickeln.

Der DOSB selbst hat im Dezember 2013 als ersten Schritt einen Ethik-Code beschlossen.6 Auch die DOA wird zu ihrer Mitgliederversammlung im Dezember einen Ethik-Code zur Beschlussfassung vorlegen und arbeitet an Richtlinien zu Interessenkonflikten und Geschenken/Einladungen, ebenso wie die Mitgliedsverbände Deutscher Turner-Bund und Bob- und Schlittenverband für Deutschland. Vor allem will die DOA künftig in all ihren Maßnahmen Good Governance thematisieren und auf die Bedeutung von Stakeholder-Beteiligung und hoher ethischer Standards im Sport auch für die Akzeptanz einer erneuten deutschen Olympiabewerbung hinweisen. Es tut sich was im deutschen Sport – die Mitglieder der DOA sind eingeladen, sich daran zu beteiligen.

1 http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2011:0012:FIN:DE:PDF, Seite 12
2 http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:42014Y0614(03)&from=EN
3 http://nachhaltigkeit.daimler.com/reports/daimler/annual/2014/nb/German/0/home.html
4 http://nachhaltigkeitsbericht.coca-cola.de/download/coca-cola_nachhaltigkeitsbericht-2011.pdf
5 http://www.dfb.de/fileadmin/_dfbdam/17182-DFB_NB_2013.pdf
6 https://www.dosb.de/fileadmin/sharepoint/DOSB-Dokumente%20%7B96E58B18-5B8A-4AA1-98BB-199E8E1DC07C%7D/DOSB_Ethik_Code.pdf

 

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